Hallo, ich bin Manuela Glaser.

Ich wollte meinem Sohn zeigen, dass ich hinter ihm stehe. Also trat ich 2016 in die aktive Wehr ein. Und mein Mann auch.
„Ich bemerke viel Wertschätzung füreinander.“

Meine Truppenmannausbildung habe ich gerade beendet. Als Feuerwehr-Kameradin bin ich gern gesehen und empfinde mein neues Ehrenamt als wohltuenden Ausgleich zu meiner Arbeit. Rückblickend fragt ich mich, warum ich früher so bequem war...

"Wie? Du? Bei der Feuerwehr?" Viele Kollegen und Freunde machen große Augen, wenn sie erfahren, dass ich bei der Feuerwehr ist. Ich war früher bequem. Meine Familie und der Job als Versicherungskauffrau standen immer an der ersten Stelle.

An ein Engagement im Ehrenamt dachte ich nicht, eher daran, dass ich Ruhe brauche, um aufzutanken und zu entspannen. Ich wollte nur wenige Menschen um sich herum haben, schließlich habe ich auf der Arbeit jeden Tag mit vielen Leuten zu tun.

Zwei Jahre bin ich inzwischen bei der Feuerwehr in Oberlind - und habe gemerkt, dass mein Dienst bei der Feuerwehr, mein Dienst für die Allgemeinheit, auch für mich selbst eine Art Auszeit und Form der Entspannung vom Trubel im Beruf bedeutet. Ich bin unter Kameraden, die aus völlig unterschiedlichen Bereichen kommen. Mit ihnen zusammen kann ich so manches Problem lösen, dass ich früher mit mir alleine ausgemacht habe.

Bei der Feuerwehr in Oberlind gibt es weitere Frauen, die zum Teil noch kleine Kinder haben. Meinen Quereinstige bei der Feuerwehr habe ich meinem Sohn Fabian zu verdanken. Seit Jahren war für ihn klar, dass er zur Feuerwehr will, sobald er darf. Und das ist ab dem achten Geburtstag. Um meinem Sohn zu zeigen, dass ich hinter ihm stehe, sind dann mein Mann und ich in den Feuerwehrverein eingetreten. Wir wollten sehen, dass unser Kind gut untergebracht ist." Was ich schnell merkte: "Ich fühle mich dort auch sehr wohl."

Für ein Ehrenamt ist Wohlfühlen eine gute Zutat, aber es geht um mehr. Neues lernen, üben, um im Ernstfall helfen zu können.

Mein Mann und ich haben uns dann für genau diesen Schritt entschieden. Wir traten in die aktive Wehr ein, bildeten uns zum Truppenmann weiter. Nachdem die Ausbildung am Wochenende ist, haben wir das nacheinander gemacht. Erst mein Mann und dann ich.

In der aktiven Wehr nehme ich einen starken Teamgeist wahr. Ich bin herzlich aufgenommen worden. So wie hier miteinander umgegangen wird, merkte ich, wie viel Wertschätzung füreinander mitschwingt. Das ist zum einen eine Willkommenskultur, die sehr offen ist. Wir zeigen dir das, wir erklären dir das.

Für mich gab und gibt es natürlich viel zu fragen. Die Fachbegriffe und Abkürzungen, in die die Kinder bei der Jugendfeuerwehr ganz selbstverständlich hineinwachsen, sind für Quereinsteiger zunächst einmal neu. Klar schaut mein Sohn Fabian genau hin, was ich mache - und nimmt kein Blatt vor dem Mund: "Mama, du kannst ja nicht einmal einen B- von einem C-Schlauch unterscheiden." Diese Zeiten sind vorbei, der Spruch ist geblieben. Ich bildete mich an insgesamt acht Wochenenden zum Truppmann aus. Die Prüfung ist bestanden, jetzt muss ich zwei Jahre aktiven Dienst leisten, bis ich eine Abschlussprüfung ablegen kann und dann voll ausgebildete "Truppfrau" bin.

Die Wartezeit von 2 Jahren gilt nur für Quereinsteiger - und so ganz verstehe ich das nicht. Einige meiner Kollegen in der Arbeit engagieren sich in Feuerwehren im benachbarten Bayerischen Coburger Land. Klar ist dann auch die Ausbildung immer wieder Gesprächsthema. Ich beobachte, dass die bayerischen Kollegen schon mehr miteinander üben und bereit sind, "alte Zöpfe abzuschneiden", mehr als wir das auf Thüringer Seite tun. Die Ausbildungich als eingefahren wahr. Wenn ich hier höre, das werde schon immer so gemacht, dann erfahre ich, dass sich in Bayern schon mehr bewegt hat. Die Probleme und Strukturen sind ja überall die gleichen. Ich wünsche mir in Thüringen oder zumindest in der Stadt und in dem Landkreis Sonneberg mehr offene Ohren.

In der eigenen Wehr in Oberlind wird diese Kultur schon gelebt. Jeder wird nach seiner Meinung gefragt, auch wenn klar ist, dass der Kommandant oder Vorsitzende am Ende entscheiden muss und die Verantwortung trägt. Mir gefällt die Fehlerkultur in ihrer Wehr: Es wird hier kein Schuldiger, sondern gemeinsam nach Lösungen gesucht. Bei Wettbewerben steht immer das Team im Mittelpunkt. Egal was passiert, keiner wird ausgelacht.

Da deckt sich die berufliche Beobachtung von mir mit der im Ehrenamt: Gemischte Teams sind immer ein Gewinn. Dort ist die produktivere Arbeit möglich. Sind es nur Männer, will jeder der Chef sein, reine Frauenteams sind nicht unproblematisch.

Stattdessen weichen die großen Augen meiner Freunde einer gewissen Zustimmung: "Du bist bei der Feuerwehr? - Ja, genau das passt auch zu dir."