Hallo, ich bin Niels Dümmel

2016 kam ich über meinen Sohn dazu. Und bereue es nicht. Es tut gut, Helfer und Vorbild zu sein.

Seit zwei Jahren bin ich mit meiner Familie zurück in Thüringen. Mit Ehrenämtern hatte ich bislang nichts zu tun, jetzt bin ich Schalkau bei der Freiwilligen Feuerwehr und bereue keinen Tag. 

Wenn es gestürmt hat, ein armdicker Ast abbricht und auf der Straße landet, wäre früher ich drumherum gefahren und hätte ihn liegen lassen. Heute halte ich an und räume ihn auf die Seite. Die Feuerwehr hat mich verändert. Ich habe ein anderes Bewusstsein bekommen für das, was ich tue. Dafür, wie ich helfen kann - und wie ich Vorbild sein kann: Zum Beispiel für meine beiden Kinder Max und Anni.

Das erste Haus, was wirklich brannte in meinem Feuerwehrleben war im November 2016 das Anwesen in Bachfeld. Da war ich gerade mal drei Wochen dabei. Alles war neu - und natürlich kam ich zu spät. Ich habe noch überlegt, was ich anziehen soll, da waren die Kollegen schon ausgerückt. Also bin ich mit dem eigenen Auto hinterher gefahren und habe vor Ort den Verkehr geregelt. Inzwischen habe ich meine Ausbildung zum Truppmann absolviert, einen Lehrgang als Fernmelder und bin Atemschutzgeräteträger. Unser Wehrleiter ist auf Zack. Ich hatte ruckzuck eine Ausrüstung und es wird sich vorbildlich um die Ausbildung gekümmert.

Anfangs war mein Sohn Max mir mit dem Feuerwehr-Vokabular voraus. Die ganzen Abkürzungen, die ich erst lernen musste, hatte er alle schon drauf. Von kleinauf wollte Max zur Feuerwehr. Er quengelte und gab keine Ruhe, bis er mit fünf Jahren zur Jugendfeuerwehr durfte, obwohl das normalerweise erst ab sechs geht. Alle zwei Wochen treffen sich die Kinder sonntags und natürlich gibt es auch außerhalb der Feuerwehrthemen Programm. 2016 - da waren wir gerade frisch aus München zurück nach Thüringen gezogen - ging es zum Leipziger Flughafen mit Besuch der Flughafenfeuerwehr. Die Feuerwehrkinder durften ihre Eltern mitbringen, und ich begleitete die wuselige Gruppe. "Wie sieht es denn bei dir aus? Willst du nicht auch mitmachen?", fragten sie mich - und weil mir kein Grund dagegen einfiel, war die Antwort "Warum eigentlich nicht. Schließlich muss ich hier nicht jeden Abend bis 20 Uhr arbeiten, wie das in München der Fall war."

Während der Arbeitszeit zu einem Einsatz auszurücken, das ist für mich auch heute noch schwierig. Wenn ich allein mit den Kindern bin, geht es einfach nicht.

Ich sehe natürlich, dass viele Jugendliche aus den verschiedensten Gründen nicht bei der Feuerwehr bleiben. Da möchte ich ein Vorbild für meine Kinder sein. Wenn Papa bei der Feuerwehr ist, vielleicht bleibt Max dann auch dabei.

Ich habe in Schalkau bei der Feuerwehr eine zweite Familie gefunden. Wenn du was hast, kannst du zu jedem hin. Und das sind nicht nur unbekannte Abkürzungen. Wenn es ums Haus geht oder die Arbeit, egal, welches Thema gerade brennt, in der Gemeinschaft fühlt ich mich auch als Quereinsteiger wohl.

Als der Dachstuhl in Schalkau brannte war ich gerade zu Besuch bei alten Freunden in München. Ich konnte nur aus der Ferne zu sehen, was passierte. Ich zeigte die Bilder meinen Freunden, die nichts mit der Feuerwehr zu tun haben. Am Anfang haben sie stutzig reagiert. Wie eine Art Blockade: "Warum gehst du denn zur Feuerwehr?" Doch mit der Zeit hat sich das gewendet. "Feuerwehr, das ist doch eigentlich eine feine Sache", sagen meine Freunde heute. Selbst zur Feuerwehr ist aber noch keiner gegangen.

Max ist mir schon wieder einen Schritt voraus. Er hat im Kindergarten für die Jugendfeuerwehr geworben. Seine Schwester hat ein Feuerwehrpuzzle zum zweiten Mal fertig. Natürlich kommt auch sie zur Jugendfeuerwehr mit. Max führt seinen neuen Schulranzen vor. Natürlich alles mit Feuerwehr Motiven. In der Schule wird die Werbung für die Feuerwehr also ganz selbstverständlich weitergehen.